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...::: CHRIS NORMAN LIVE :::...

Smokie wird es wohl nie wieder geben

 
 
 
 
Chris Norman - Interview
von Kirsten Gregor
 
Smokie wird es wohl nie wieder geben
 
Warum haben Sie sich als Zeitreisender für einen Trip in die Vergangenheit entschieden – und nicht für einen möglicherweise viel spannenderen Ausflug in die Zukunft ?
Zum einen wusste ich schon vor 20 Jahren, dass ich irgendwann ein Cover-Album machen werde. Ich bin nur bisher nie dazu gekommen, dieses zu realisieren. Zum anderen war die Zeit noch nicht reif für ein neues, eigenes Album mit eigenen Songs. Insofern habe ich mich dafür entschieden, meine Idee von damals nun endlich in die Tat umzusetzen. Die neue Platte umfasst Songs aus den Sixties bis hin zu ganz modernen Liedern wie „Chasing Cars“ von Snow Patrol. Deswegen der Titel „Time Traveller“.
 
 
Wann haben Sie gemerkt, dass jetzt der richtige Moment dafür gekommen ist ?
Ich weiß nicht, ob es wirklich der richtige Moment ist. Das weiß man nie. Ehrlich gesagt hat meine Plattenfirma den finalen Anstoß dazu gegeben. Wir haben uns dann gemeinsam daran gesetzt, einen modernen, aber gleichzeitig sehr vertrauten Sound zu kreieren.
 
 
Ein Viertel der Songs Ihres neuen Albums gab es allerdings vor 20 Jahren noch gar nicht. Wie sah Ihre erste Tracklist aus ?
Der einzige Song, der schon auf meiner ursprünglichen Liste stand, ist „Morning Dew“. Auch die Beatles und die Small Faces waren mit dabei. Aber ganz genau kann ich mich nicht mehr daran erinnern, weil ich die Liste im Laufe der Jahre auch immer wieder überarbeitet habe. Mir war es nur von Anfang an wichtig, eine möglichst breite Zeitspanne einzufangen, nicht nur eine bestimmte Musik-Ära.
 
 
Die Songauswahl spiegelt sicher auch Ihre persönlichen Favoriten wieder. Welcher Titel ist Ihr absoluter Lieblingssong ?
„Morning Dew“ in der Version von Tim Rose. Der Song ist nicht sehr populär, aber ich liebe dieses Gefühl und die Atmosphäre, die der Sound vermittelt. Es ist ein sehr emotionales Lied.
 
 
Eigentlich unglaublich, dass dieser Song von 1966 angesichts der Atom-Katastrophe in Fukushima nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat – besingt er doch die Vision von einer Erde nach solch einem Super-GAU.
„Morning Dew“ wurde während der Zeit des Vietnamkriegs geschrieben, ein klassischer Protestsong. Das Hauptthema des Liedes ist das Leid der Menschen. Aber sicher spielte auch die Angst vor einer atomaren Katastrophe eine Rolle. Das war ja die Zeit, in der am laufenden Meter Testexplosionen auf dem Bikini-Atoll oder in Kamtschatka stattfanden. Und seit Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima wissen wir, dass diese Angst berechtigt war. Insofern ist der Text heute aktueller denn je.
 
 
Vermissen Sie im Hinblick auf die heutigen gesellschaftlichen Probleme nicht den Protest der 60er und 70er Jahre, als die Menschen noch in Massen auf die Straßen gingen und rebellierten ?
Ehrlich gesagt nicht. Für mich als Mensch und als Musiker macht es keinen Unterschied, ob wir gerade in einer von Protest dominierten Zeit leben oder nicht. Ich kann singen, worüber ich will, in den Köpfen der Leute werde ich immer als Popsänger wahrgenommen werden.
 
 
Sie meinen, weil die Menschen auch keine Lehren aus der Geschichte ziehen ?
Das haben sie noch nie getan und das werden sie auch niemals tun. Sonst würden wir ja nicht immer wieder dieselben Fehler begehen. Und genauso wenig nehmen die Menschen Notiz von einem Protestsong. Klar wurden und werden die gerne gespielt und gehört, aber hat sich dadurch jemals nachhaltig etwas verändert? Und der Vietnamkrieg wurde letztendlich nicht deshalb beendet, weil Studenten auf die Straße gingen, sondern weil den Politikern das Wasser bis zum Hals stand.
 
 
Wie haben Sie selbst diese Zeit damals in Erinnerung ?
Ich war noch ein junger Mann – gerade mal 17, 18 Jahre alt und hatte überhaupt noch keine eigene politische Meinung. Meine einzige Sorge war nur, nicht selbst in den Krieg ziehen zu müssen. Und da England sich nicht daran beteiligt hatte, blieb mir das zum Glück auch erspart. Das war wirklich meine einzige und größte Sorge zu der Zeit.
 
 
Sie sagten, dass Sie ursprünglich auch einen Beatles-Song mit auf das Album nehmen wollten. Warum haben Sie diesen wieder von Ihrer Liste gestrichen und gegen einen Stones-Song ausgetauscht ?
Weil ich so ein wahnsinniger Beatles-Fan bin. Es gibt sowieso nur eine Handvoll Beatles-Songs, an die ich mich überhaupt wagen würde. Denn wenn etwas in meinen Augen perfekt ist, dann ist es auch unantastbar. Damit herumzuspielen und etwas Neues auszuprobieren kommt gar nicht infrage. Und das Ziel des neuen Albums war für mich nicht, etwas bereits Vorhandenes zu meinem Eigenen zu machen, sondern es so zu verändern, dass ein völlig neuer Sound entsteht. Es gibt im Übrigen auch einige Stones-Songs, an die ich mich niemals heranwagen würde, wie zum Beispiel „Satisfaction“ oder „Honky Tonk Women“. Für „19th Nervous Breakdown“ habe mich deshalb entschieden, weil dieser nicht mehr so sehr in den Köpfen der Menschen ist, und weil ich nach einem Song suchte, der sich gut in einen Blues umschreiben ließ. Der Beatles-Song, der ursprünglich auf meiner Liste stand, war auch kein Riesen-Hit. Es war „Come together“. Aber der wurde inzwischen schon so oft kopiert, unter anderem auch von Michael Jackson. Deshalb kam er für mich jetzt nicht mehr infrage.
 
 
Gibt es weitere unantastbare Songs für Sie – außer den Stones und den Beatles ?
Ja, natürlich. Aber das hängt doch letztendlich von jedem selbst ab. Ich kann Ihnen nur sagen, welche Songs mir ganz persönlich „heilig“ sind. Manchmal höre ich gecoverte Versionen und denke: „O my god! Was haben die aus dem Song gemacht, der war doch perfekt!“ und so denkt manch anderer vielleicht auch über meine Musik. „Sweet Caroline“ zum Beispiel gehört sicher für viele auch zu den unantastbaren Songs, ich habe ein anderes Verhältnis dazu. Deswegen war es okay für mich, dieses Lied mit aufs Album zu nehmen und zu verändern. Wie gesagt, jeder von uns hat seine eigenen Favoriten – Sie, ich, alle. Insofern kann diese Frage auch gar nicht im Sinne von allen beantwortet werden.
 
 
Im Oktober und November kommen Sie für einige Konzerte nach Deutschland. Welche Beziehung haben Sie noch zu Ihren deutschen Fans ?
Ich mag Deutschland, sehr sogar. Und ich bemühe mich, etwa alle anderthalb Jahre eine Tour durch Deutschland zu machen oder zumindest einige Konzerte zu geben. Mein letztes Konzert liegt jetzt allerdings schon etwas länger zurück, das war im Februar 2009. Es wird also wieder Zeit. Ich freue mich auch schon sehr darauf. Ich habe sehr treue Fans in Deutschland.
 
 
Sie stehen inzwischen seit gut 40 Jahren auf der Bühne – und zwar skandalfrei. Wie haben Sie das bloß geschafft ?
Ich habe mich immer sehr bemüht, mein Privatleben zu schützen und mein Leben außerhalb des Rampenlichts nicht allzu sehr in die Öffentlichkeit zu tragen. Das ist das Geheimnis. Das geht auch niemanden etwas an. Mein Privatleben und meine Karriere sind für mich zwei verschiedene Dinge. Aber es hat im Laufe der Zeit in der Tat einige PR-Leute gegeben, die mir zu der einen oder anderen Schlagzeile rieten. Das habe ich aber immer abgelehnt.
 
 
Und wann werden sich Smokie endlich wieder vereinen ?
Das ist natürlich die Millionen-Frage. (lacht) Ich habe keine Ahnung, ich kann nicht in die Zukunft gucken. Aber mein Gefühl sagt mir, dass es nie mehr dazu kommen wird. Vor zehn Jahren sah das vielleicht noch etwas anders aus, da hätte selbst ich eine Wiedervereinigung noch für möglich gehalten. Aber inzwischen haben wir uns so weit voneinander entfernt. Ich glaube nicht, dass wir jemals wieder gemeinsam auf der Bühne stehen werden. Ich beschäftige mich ehrlich gesagt auch nicht mit diesem Thema, sondern kümmere mich ausschließlich um meine eigene Karriere.
 
 
Dieter Bohlen, Produzent Ihres Wahnsinns-Hits „Midnight Lady“, schrieb in seinem Buch „Nichts als die Wahrheit“, dass Sie seinen Song „Broken Heroes“ seinerzeit als „Crab“, also „Schund“ bezeichneten. Stimmt das? Erinnern Sie sich noch an diese Situation ?
Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht mehr. Ich bin schon so oft darauf angesprochen worden, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was ich vor 23 Jahren mal gesagt habe oder nicht. Fakt ist: ich habe sein Buch nie gelesen, weil es nur in deutscher Sprache existiert. Aber es ist schon möglich, dass ich das zu ihm gesagt habe…
 
 
Vielen Dank für das Gespräch!

© Kirsten Gregor 2011
 
QUELLE: www.starshoch2.de
 
 
 
 
 
 





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