...::: CHRIS NORMAN LIVE :::...

Von Henrik John Hohl

Kein bisschen leise!

Seit über 40 Jahren beglückt Ex-Smokie Frontmann Chris Norman seine Fans mit Ohrwürmern erster Güte. Sein neues Album „Chris Norman – The Hits! From His Smokie And Solo Years“ trägt die Ergebnisse einer einmaligen Musikkarriere zusammen.

Chris, herzlichen Glückwunsch zum 40. Bühnenjubiläum, eine Wahnsinnszeit. Was fällt Ihnen ganz spontan als erstes ein, wenn sie an ihre bisherige Karriere zurückdenken?

♦ Als erstes fällt mir ein, dass es wirklich eine unglaubliche lange Zeit ist, aber dass es mir gar nicht so vorkommt. Gerade wenn man älter wird, geht die Zeit so unglaublich schnell vorbei. Ich war um die 18 Jahre alt, als ich die Musik zu meinem Beruf gemacht habe. Wenn mir jemand damals gesagt hätte, dass ich das 40 Jahre später immer noch mache, hätte ich wohl mit dem Kopf geschüttelt. Damals wusste ich nicht, ob diese Musikkarriere überhaupt fünf Minuten dauern würde.

Also war der Entschluss, Musiker zu werden, erst einmal ins Blaue hinein getroffen worden?

♦ So viele Jungs zu der Zeit wollten große Musiker werden, wir wollte alle die nächsten Beatles werden. Wir haben uns eben getroffen, Gitarrengriffe gelernt und natürlich durften auch die mahnenden Eltern nicht fehlen, die uns immer wieder ermahnten: „Jungs wie ihr solltet sowas nicht tun!“

Wenn Sie sich selbst ein Geschenk zu 40 Jahren Musik machen könnten, welches wäre das?

♦ Das schönste Geschenk habe ich mir mit meinem neuen Album gemacht, es ist ein Querschnitt meiner Karriere, alte Smokie-Klassiker, Solosongs und auch brandneue Stücke. Wenn das Album gut bei meinen Fans ankommt, das wäre wohl das schönste Geschenk.

Beschreiben Sie doch mal den Motor, der sie seit 40 Jahren voran treibt.

♦ Es ist wohl meine Natur zu denken, dass alles immer irgendwie klappt. Es muss wirklich eine Menge passieren, bevor ich ein Projekt aufgebe. Auch wenn alle sagen: Das geht so nicht...wenn ich denke, es geht irgendwie, gebe ich nicht auf, bevor ich einen Weg gefunden habe, es möglich zu machen. So war ich schon als Teenager.

Eine recht optimistische Lebenseinstellung...

♦ Wenn man wirklich mit Leidenschaft ein Ziel verfolgt, kann man doch gar nicht anders denken. Wenn ich mal wirklich berechtigte Kritik für ein Musikprojekt einstecken muss, dann bin ich eine Stunde depressiv, denke darüber nach und fange noch einmal frisch von vorne an. Das Musikgeschäft ist heute viel schwere als damals, mein Tipp für angehende Pop- und Rockstars: Bleibt am Ball, erwartet nicht den großen Durchbruch über Nacht und gebt eure Träume nicht auf!

Disney-Musical rührt den Sänger

Auf Ihrer neuen CD ist auch der wunderschöne Track „Endless Night“ aus dem Disneymusical „Der König der Löwen“. Ihre Familie ist nicht ganz unschuldig an der Auswahl dieses Songs...

♦ Stimmt, wir haben uns das Musical mit der ganzen Familie in London angeschaut und wir haben es alle sofort geliebt. Mein Vater starb, als ich 28 Jahre alt war und diese Szene, als der Löwenvater eines Tages stirbt, obwohl er seinem Sohn versprochen hatte, immer für ihn da zu sein, das hat mich tief bewegt. Mit 28 Jahren war ich gerade dabei, eine Freundschaft zu meinem Vater aufzubauen, und ihn nicht nur als Vater, sondern als Freund kennen zu lernen. Es gibt viele Dinge, die ich ihm gerne noch gesagt hätte. Als ich mit meinem Produzenten das neue Album durchgesprochen habe, sollte ich einen bereits vorhandenen Titel auswählen, den ich gerne singen würde und da war es sofort klar, dass es „Endless Night“ sein würde.

Sie sind Brite, doch vor allem in Deutschland feiern Sie die größten Erfolge mit Ihrer Musik. Haben Sie dafür eine Erklärung?

♦ Warum ausgerechnet in Deutschland meine Musik so gut ankommt, habe ich mich oft gefragt. Mit Smokie war es genau das gleiche. Wenn ein Hit in England in den TOP 10 war, konnte man sicher sein, dass er in Deutschland die Nummer eins der Charts werden würde. Bei den Tourneen war es ein ähnliches Phänomen. Wir haben in England vor 4000 oder 5000 Menschen gespielt, in Deutschland haben wir ganze Arenen mit 12.000 Leuten gefüllt. Ich bin schon so oft in Deutschland aufgetreten, es ist wirklich wie ein zweites Zuhause für mich und über die Jahre sind ganz wichtige Freundschaften entstanden.

Haben Sie denn über die Jahre ein wenig Deutsch lernen können?

♦ Das Problem ist, dass ihr hier alle besser Englisch sprecht als ich je werde Deutsch sprechen können. Aber ein bisschen ist schon über die Jahre hängen geblieben.

Erinnerung an Dieter Bohlen

1986 gab es dann mit „Midnight Lady“ einen Riesenhit, der Song stammt aus der Feder von Dieter Bohlen. Wie war denn die Zusammenarbeit damals, haben Sie beide noch Kontakt?

♦ Das war schon eine Geschichte. 1985 war ich in Deutschland als mein Manager zu mir meinte: Da ist dieser Typ, und der will Dich unbedingt kennen lernen, er ist Produzent. Also kamen wir zusammen und machten ein Album und eben auch „Midnight Lady“. Das war ziemlich problematisch, weil wir beide komplett unterschiedliche Ideen hatten. Ich kam eben von einer Rockband und er kam mehr aus der Synthesizer-Disco Ecke. Als wir dann das Album machten gab es Probleme, weil ich eben auch Songschreiber bin. Na, es hat dann doch alles irgendwie geklappt, aber ein Album war dann auch genug.

Haben Sie eigentlich mal alle Heiratsanträge und unmoralischen Angebote gezählt, die Sie im Laufe ihrer Karriere von Ihren vielen weiblichen Fans bekommen haben?

♦ Heiratsanträge einige, unmoralische Angebote viel zu wenige (lacht). Schon zu Smokie Zeiten waren wir immer irgendwie die braven Jungs, andere Bands hingegen konnten sich vor Groupies kaum retten und bekamen eindeutige Fotos und Unterwäsche geschickt. Unsere Fans hingegen schickten uns selbst gemachte Plätzchen und Kuchen.

Sie sind seit rund 40 Jahren mit ihrer Frau Linda zusammen. Ihr Geheimrezept für eine glückliche Ehe?

♦ Ich bin sehr oft unterwegs auf Tour und vielleicht ist das das Geheimrezept. Ich freue mich immer wieder, zu ihr zurück zu kehren und wir haben uns immer eine Menge zu erzählen. Wir haben fünf Kinder und diese große Familie hält uns sehr zusammen. Es ist eben schön, die Welt zu sehen, umso schöner ist es dann, wieder nach Hause zu kommen.