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Interview mit Chris Norman: Schimanski fand er toll, Dieter Bohlen weniger
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Von Jördis Bachmann |
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Weimar. (tlz) Er war in den 70er Jahren der Traum vieler Mädchen. Als Frontmann der Band Smokie wurde Chris Norman berühmt. An der Seite von Suzi Quatro ließ er mit dem Titel "Stumblin in" Frauenherzen schmelzen. Der Mann mit der unverkennbaren Raspel-Stimme steht seit mittlerweile 24 Jahren als Solo-Sänger auf den Bühnen der Welt. Im Alter von 58 Jahren war es nun offenbar Zeit für ein Best-of-Album, am Freitag ist es in Deutschland erschienen. Nächsten Monat startet der sympathische Vollblutmusiker seine Deutschland-Russland-Tour, die ihn am 7. April und am 5. Mai auch nach Erfurt und Gera führen wird. Vor Tour-Start redete die TLZ mit ihm über sein Leben als Musiker, seine Familie und sein neues Album.
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Herr Norman, ihr neues Album "The Hits", mit den besten Liedern der letzten 30 Jahre ist gerade erschienen. Sie gehen auf Tour mit den größten Songs aus ihrer Smokie- und ihrer Solo-Karriere im Gepäck. Gibt es da einige Lieder, die sie einfach nicht mehr hören können, weil Sie sie schon zu oft gesungen haben?
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♦ (lacht) Das wäre so, wenn ich nichts neues produzieren würde. Es wäre wirklich langweilig, immer nur die alten Lieder zu singen. Aber diese Tour ist sehr besonders, denn es ist eine Art musikalische Biografie. Da sind neue Lieder neben den alten, etwas von Smokie und etwas aus meiner Solo-Zeit eben eine Mixtur aus allem. Das macht die Sache erfrischend.
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Neben den großen Hits haben Sie fünf bisher unveröffentlichte Stücke auf der Platte und einen Titel, über den ich mich gewundert habe: "Endless Night" aus dem Musical "Der König der Löwen". Warum haben Sie diesen Titel aufgenommen?
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♦ Ich war mit meiner Familie in dem Musical als es in London rauskam. Der Titel "Endless Night" hat mich einfach beeindruckt, weil er so emotional war. Dann habe ich mit einem guten Freund, einem Produzenten, den Titel aufgearbeitet, das war gar nicht einfach. Wir haben Groove in das Stück gebracht, es etwas kommerzieller gemacht und das Resultat Disney vorgespielt. Denen hat es gefallen und uns auch, also haben wir es mit auf die Platte gebracht.
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Vor allem in Deutschland haben Sie sehr treue Fans. Im Jahr 2004 haben Sie die "Comback-Show" in Deutschland gewonnen. Haben Sie denn wirklich ein Comback nötig gehabt? Sie waren doch nie wirklich weg.
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♦ Ja, das ist eigentlich richtig. Ich habe 2003 viel aufgenommen, aber meine Alben wurden von der Öffentlichkeit nicht mehr so wahrgenommen. Als man mich fragte, ob ich bei dieser Show mitmachen würde, war meine erste Reaktion: Nein, auf keinen Fall! Aber dann hat mein Agent mit mir darüber gesprochen. Er war der Meinung, dass ein Fernsehauftritt ganz gut sein könnte. Also habe ich es probiert. Ich musste ja auch keine blöden Dinge machen, wie es andere Stars in manchen Shows tun, sondern einfach Musik, und das kann ich. Letztlich hat es mir wirklich was gebracht: Die Leute haben mich wiedergesehen, und mein nächstes Album landete in den Top 20. Es war also ganz Ok.
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Was halten Sie denn im Allgemeinen von solchen Casting-Shows, in denen junge Menschen binnen weniger Wochen zu Musik-Stars gemacht werden?
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♦ Es ist eine Schande. Das Problem daran ist, dass das viel zu schnell geht. Meistens fehlt den Leuten die Erfahrung. Als wir mit Smokie erfolgreich wurden, hatten wir schon sieben Jahre Erfahrung als Band gesammelt. Und dann kommt es natürlich wie es kommen muss: Die Leute gewinnen so eine Show, haben einen großen Hit und verschwinden von der Bildfläche.
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Dieter Bohlen, der einige Lieder für Sie geschrieben hat, ist Jurymitglied einer solchen Show in Deutschland.
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♦ Ja, ich habe das schon gesehen.
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Wussten Sie, dass er ein Buch veröffentlicht hat, in dem es ein Kapitel mit dem Titel: Chris Norman: Oder was bedeutet Crap (Schund) gibt? Angeblich ist er sauer, weil Ihnen das Lied Broken Hero, dass er für Sie geschrieben hat, nicht gefallen hat.
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♦ Oh ja, das habe ich schon gehört. Ich kann mich an diese Geschichte nicht mehr so richtig erinnern. Es soll wohl so gewesen sein, dass ich seinen Song als "crap" bezeichnet habe und er mich erst gar nicht verstanden hat. Er musste jemand anderen fragen, was dieses Wort bedeutet und war dann beleidigt, als er hörte, dass ich den Song als Schund bezeichnet hatte. Also, wenn ich das damals gemacht habe, dann, weil ich es wirklich so empfunden habe.
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Bohlen hat auch den erfolgreichen Titel "Midnight Lady" für Sie geschrieben. Er wurde zum Titellied für eine Tatort-Folge. Haben Sie die Folge jemals gesehen.
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♦ Ich habe Auszüge daraus gesehen. Der Krimi ist ja auf Deutsch, also konnte ich nicht verstehen, worum es genau geht, aber es sah nach einem gut gemachten Film aus. Ich fand Schimanski toll. Und für mich war es natürlich gut, weil Midnight Lady dadurch sehr bekannt wurde. Das war auch das einzige Lied, das mit Bohlen funktioniert hat. Sonst waren wir immer unterschiedlicher Meinung. Ich wollte mehr Gitarren und Schlagzeug, er wollte mehr Synthesizer. Es ist nicht so, dass ich Bohlen als Person nicht mögen würde, wir haben einfach unterschiedliche Vorstellungen von Musik.
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Sie haben 1986 ihre Band Smokie endgültig verlassen. Haben Sie das jemals bereut?
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♦ Nein, wirklich bereut habe ich das nie. Ich bin nicht der Typ, der die selbe Sache ewig tun kann. Es war für mich richtig, damals auszusteigen und allein weiterzumachen. Nach der Trennung der Band gab es eine Zeit in der wir uns nicht mehr so gut verstanden haben, aber das hat sich geändert. Wir verstehen uns gut. Erst kürzlich waren wir gemeinsam auf einer Party.
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Sie werden nächstes Jahr 60.
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♦ Wirklich? Nächstes Jahr?
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Stimmt das etwa nicht?
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♦ Doch, aber ich bin doch im Oktober erst 58 geworden und jetzt werde ich erst mal 59. Bitte geben Sie mir eine Chance (lacht).
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Bedeutet Ihnen die Zahl denn etwas? Was werden Sie an Ihrem 60. Geburtstag machen?
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♦ Ich werde im Bett liegen bleiben und wenn ich am nächsten Tag aufstehe, dann werde ich denken: Das ist gar nicht passiert. Nein, ernsthaft, mir bedeutet das Alter nicht viel. Es ist nur eine Zahl.
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Im nächsten Jahr gibt es noch ein Jubiläum: Sie und Ihre Frau Linda sind dann 40 Jahre verheiratet. Was ist das Geheimnis Ihrer Ehe?
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♦ Wir haben es immer geschafft, meinen Beruf und die Familie zu verbinden. Ich finde das Leben der Menschen, die morgens aufstehen, zur Arbeit fahren, abends nach hause kommen, essen, fernsehen und ins Bett gehen nicht gut. Die sehen ihre Familie ja noch seltener als ich. Ich bin zwar manchmal drei oder vier Wochen am Stück auf Tour, aber danach bin ich auch drei oder vier Wochen bei meiner Familie. Das hat immer gut geklappt. Naja und außerdem lieben wir uns
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Glauben Sie, Ihre Kinder werden auch mal Musiker?
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♦ Ich hoffe es. Michael spielt sehr gut Gitarre, Steven ist gut am Schlagzeug und Susan singt. Ich versuche sie gerade in eine Band zu bringen, wir haben auch schon Aufnahmen gemacht, die wirklich gut sind. Und das sage ich nicht nur, weil es meine Kinder sind. Ich drücke sie auch nicht in diese Richtung, sie haben einfach Lust dazu. Und ich bin oft sehr erstaunt, wenn ich meine Lieder zu hause höre. Dann frage ich meine Frau: "Wo kommt das denn her?" Und sie sagt: "Naja vielleicht aus Michaels oder Stevens Zimmer." Sie scheinen also tatsächlich meine Musik zu mögen. Vielleicht weil ich im Alter auch cooler werde. (lacht)
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16.02.2009 Jördis Bachmann
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