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...::: CHRIS NORMAN LIVE :::...

Chris Norman: "Alle waren verrückt nach Alice"

 
 
 
 
NP-Interview
 
Chris Norman: "Alle waren verrückt nach Alice"
VON MATTHIAS HALBIG
 
Ein Album voller Darlings. Chris Norman hat Lieblingssongs auf das Coverversionen-Album „Time Traveller“ gepackt. Im großen NP-Interview spricht der englische Sänger über seine Liebe zur Musik, zu seiner früheren Band Smokie und zu Deutschland.
 
Sie haben ja immer mal eine Coverversion gemacht, diesmal ists gleich ein ganzes Album. Wie kams dazu?
Es wird zunehmend schwieriger, Platten an die Altersgruppe meiner Fanbasis zu verkaufen. Die kaufen nicht mehr allzu viele Alben mit Originalmaterial, also neuen Songs. Im Grunde wars aber eine Plattenfirmenidee. Um mehr zu verkaufen.
 
Also eine Art Auftragswerk?
Ehrlich gesagt, hab ich schon selbst mal dran gedacht gehabt, aber das war vor 20 Jahren, 1992. Damals wurde nichts draus, ich schrieb halt ständig neue Songs. Damals kam meine Idee der Plattenfirma originell vor. Bezüglich des nun vorliegenden Albums „Time Traveller“ war ich erstmal richtig skeptisch: Hatte das nicht schon mal irgendwer gemacht? (lacht).
 
Man hat Sie überreden müssen?
Ich war nicht dagegen, weil es richtig Spaß macht, sowas aufzunehmen. Und ich war zu der Zeit auch nicht sicher, ob ich noch eigene Sachen schreiben sollte. Bist du jung in einer Band, hast du junge Fans, die immer neues Zeug hören wollen. Wirst du älter, hast du Fans, die das hören wollen, was sie kennen. Deswegen hat Rod Stewart ja seine „American Songbooks“ gemacht.
 
Wie war dann der Plan?
Eine Bedingung war: nicht aus einer speziellen Ära. Sie sagten mir: Machen wir ein Album mit 70er-Jahre-Songs. Ich sagte: Wieso sollte ich das tun? Und was soll da drauf? Coverversionen von The Sweet oder Mud oder was? Das wollte ich nicht. Ich wollte quer durch den ganzen Gemüsegarten.
 
Sie haben die Songs selbst ausgewählt – von den Ronettes bis Green Day?
Ja, das war die andere Maxime: Bloß nicht in der Vergangenheit steckenbleiben. Ich wollte nicht nur Songs aus den 50ern und 60ern.
 
Und so kommen Green Day und Snow Patrol an Hörer, die sich nie an ein Originalalbum dieser Bands rangetraut hätten.
Genau. Außerdem wollte ich nicht, dass die Leute glauben, ich kenne und mag nur gestrigen Kram. Ich finde vieles hörenswert, was heute herauskommt.
 
Halten Sie sich auf dem Laufenden, hören Sie viel neues Zeug?
Viel wäre übertrieben. Ich höre Radio, wenn ich Auto fahre. Und meine Kinder, was heißt Kinder, die sind auch alle in ihren 20ern und älter, versorgen mich. Ich höre, was aus ihren Zimmern kommt oder was sie mir vorspielen: „Hey, kennst du Jimmy Eat World? Kennst du Paramore? Meine Kinder sind mittendrin und ich kriege das mit. Und es ist echt gutes Zeug unterwegs.
 
Was sind die Maßgaben für eine gute Coverversion?
Wagemut für eigene ideen und Respekt vorm Original. Ich hatte eine riesige Liste Songs, als wir loslegten. Vieles fiel flach, weil ich da keine Ahnung hatte, was ich anders machen sollte ohne es zu verderben. Man kann Songs richtig verderben, weißt du? Ich bin ein totaler Beatles-Fan, und man darf deren Songs nicht anrühren. Die sind alle schon in ihrer bestmöglichen Version vorhanden.
 
Und so haben Sie einen von den Rolling Stones aufgenommen.
„19th Nervous Breakdown“ war mal ein großer Hit, gehört heute aber zu den eher halbvergessenen Nummern der Stones. Mit denen ist es übrigens genauso. da gibt es Songs, die würde ich nieanrühren. ich würde nie „Honky Tonk Woman“ einspielen oder „Brown Sugar“. Live schon, aus Spaß, um die Stimmung anzuheizen, aber niemals im Studio für eine Platte.
 
 
Zu perfekt.
Zu perfekt. Es gibt bereits die definitive Version. Für eine Coverversion muss man noch Dinge ändern können.
 
 
Wie bei T. rex‘ „Get it on“?
Das kam kurz bevor wir mit Smokie bekannt wurden auf den Markt. Wir waren schon am Werden. Ich mochte den Song, aber ich dachte nie, dass ich den mal aufnehmen würde. Aber manchmal bei den Soundchecks packten wir ein Twelve-Bar-Blues-Riff auf „Get it on“ und machten es so erdiger.
 
 
Nicht so snobistisch glamrockig.
Ja. Jetzt kommts mehr wie ein Blues daher. Viele T.-rex-Songs waren im Grunde bluesig.
 
 
Ich würde gern mal „Raw Ramp“ oder „Woodland Rock“ in der Norman-Version hören.
Wäre schon gut. Wichtig ist aber auch, dass die Leute die Songs schon ein bisschen kennen. Freilich nicht alle, sonst wirds schnell langweilig. „Morning Dew“ beispielsweise kannte keiner im Studio.
 
 
Ein sehr poetischer Antikriegssong aus den 60ern von Tim Rose.
Kam raus mitten in den Vietnamkriegszeiten. Mein dänischer Produzent musste den googeln. Aber als wir ihn dann aufnahmen, kriegten wir soviel Energie rein wie bei keiner anderen Aufnahme.
 
 
Es ist der einzige Song seiner Art auf dem Album, der einzige Protestsong. Es gibt kein „Eve of Destruction“ daneben, kein „Masters of war“.
Das hätte alles ruiniert. Und „Masters of War“, ehrlich gesagt, ist auch so ein Song, den ich nicht anfassen würde. Niemals. Geht nicht schärfer als bei Dylan. Wenn‘s nicht offensichtlich ist, dann braucht ein Song keine Bearbeitung.
 
 
Green Days „Wake me up when September ends“ bleibt bei Ihnen balladesk bis zum Ende.
Nur ich und das Piano und das Cello. Wir machten drei Takes und nahmen dann den ersten.
 
 
Könnte es „Time Traveller II“ geben?
Möglich wärs. Erstmal muss ich die Stücke jetzt live ausprobieren. Es wird einen Heidenspaß machen. Aber wenn ich diesen Teil des Repertoires dann erweitere, spiele ich am Ende nur noch fremde Songs und alte Songs. Weil natürlich auch alte Smokie-Tracks im Programm sind. Es wäre eher der falsche Weg, glaube ich.
 
 
Manchmal führen Cover-Versions ja zu neuenSongs. Tom Petty war so begeistert, als er 1977 im Taxi in London Smokies „Needles & Pins“ hörte, dass er danach „Listen to your Heart“ schrieb.
Wusste ich nicht. Aber ich kenne den Song. Und, ja, man hörts ihm eigentlich „Needles & Pins“ an ... (lacht). Unser Tourmanager George war damals auch mit Tom Petty und seiner Band unterwegs. Un bei ihm zuhause in München hörten sie unser Album „Bright Lights & Back Alleys“ rauf und runter, weil Petty es so liebte.
 
 
Sind auch große Songs drauf: „Sunshine Avenue“ und „Think of me“.
Komisch. Im neuen Live-Set kommt es auch zu Ehren. ich spiele „In the Heat of the Night“ und „Think of Me“. Ewigkeiten nicht mehr gespielt, wohl seit sie erschienen nicht mehr.
 
 
„Living next door to Alice war am Ende auch eine Coverversion. Aber das Original von „The New World kannte kaum einer in Deutschland.
Viele der Coverversionen bei Smokie kamen durch Zufall zustande. Beispiel „Needles & Pins“: Wir nahmen „No one could ever love you more“ auf, ich hatte diese 12-Saiten-Rickenbacker, diesen total warmen Sound und plötzlich startete ich mit „Needles & Pins“ von den Searchers, einem alten Lieblingsstück von mir. Die anderen stiegen ein und der Produzent Mike Chapman sagte: Lasst uns das bloß machen. Mit „Alice“ wars anders. Das war ein Flop gewesen und Mike wollte mehr aus seinem verkümmerten Darling machen. Wir rümpften erstmal die Nase: „Das ist Blödsinn, das wollen wir nicht.“ Mike überredete uns damit, es als Entree für den amerikanischen Countrymarkt zu benutzen.
 
Es wurde auch Smokies großer US-Hit.
Aber die Verabredung war: Aufs Amerika-Album ja, aber keine Veröffentlichung im Rest der Welt.
 
Und es kam überall raus.
Wir kamen nach London zurück und jeder sagte: Tolle Single, euer „Living next door to Alice“. Dann kamen wir nach Deutschland und Marlies Breuer, die die Chefin unseres Labels RAK war und die heute mit unserem Schlagzeuger Pete Spencer verheiratet ist, sagte: Was für ein toller Song. Wir sagten: „Neineinein, das ist nicht die Richtung, in die wir wollen!“, aber wir waren überstimmt, überrollt. alle waren ganz verrückt nach dieser „Alice“.
 
Singen die Leute bei Ihren Konzerten auch die Ramponierzeile „Who the fuck is Alice“?
Bei Festivals, wo ein gemischtes Publikum ist, schon. Auf meinen eigenen Konzerten nicht. Die Leute lassen dem Song seine Würde.
 
Es hat Sie geärgert?
Gompie haben das losgetreten, Smokie unter Terry Uttley haben nachgezogen, eine eigene Juxversion gemacht.
 
Und sich über die eigene Bandgeschichte lustig gemacht.
Ja. Außer, dass es nicht ihre Geschichte war. Denn außer Terry und Alan waren Smokie ja eine andere Band. Es war keine gute Idee. Aber eigentlich ist es mir inzwischen egal.
 
Als Alan Barton starb, war das nicht der Moment zurückzukehren.
Sie fragten mich auch, besser der Manager. Ich war prinzipiell aufgeschlossen. Es gab alle Sorten Pläne, und ich fragte: Was ist mit Pete (Spencer, der ursprüngliche Schlagzeuger)? Pete war nicht in den Plänen. Aber Smokie, das waren wir vier Jungs. Und nicht der neue Typ am Schlagzeug, nichts gegen ihn. Wären wir Mitte der 90er zusammen gekommen - es wäre die richtige Zeit gewesen. Gab aber zuviele Eitelkeiten. Sie hatten was gegen Petes Rückkehr. Und Nicky Chinn war plötzlich wieder im Spiel. Fühlte sich nicht richtig an. Dann machte ich doch lieber meine eigene Sachen.
 
Glaubten Sie nicht mehr an die Band?
Inklusive „Solid Ground“ waren wir noch auf dem Weg. Danach kam das furchtbare Album „Strangers like Paradise“.
 
Das wie ein Rückschritt klang.
Wir hattens vergeigt, den Blick dafür verloren, worums ging. Der Produzent war Sonny Limbo, ein großer Fan, der ansonsten keinen Schimmer hatte, was zu tun war. Bis heute kann ich mir die Scheibe nicht anhören.
 
Als die Smokie-Mitglieder, voran Norman/Spencer als Songwriter größer rauskamen, gabs da Zoff mit Mike Chapman und Nicky Chinn, weil deren Kontrolle auf dem Spel stand?
Mike war mehr der Produzent und vermutlich der Hauptsongwriter, Nicky der Geschäftsmann. Mike ermutigte uns zum Schreiben, er sah den Hit in unserer Eigenkomposition „Mexican Girl“. Aber Nicky wollte unsere Songs nicht als Single-A-Seiten, er wollte nicht wie bei Sweet das Ruder abgeben.
 
Auch auf den experimentelleren Alben von 1977 bis 1979 gab es immer Nummer-sicher-songs im alten Folkpop-Sound wie „Baby it‘s you“ oder „San Francisco Nights“.
Wir waren immer ein Mix aus zwei Seelen. Wir hatten diese folkige Crosby-Stills-&-Nash-Seite, die Eagles-Seite und wir hatten eine rockige Seite, an CCR und Small Faces orientiert. Wir erfreuten uns an beiden Seiten, das war wie bei den Beatles, unseren Idolen, die ganz fein „I‘ve just seen a face“ sponnen, aber eben auch ganz dirty „Dizzy Miss Lizzy“ rockten. Uns fielen eben weiterhin diese akustischen Sachen ein wie „San Francisco Bay“, und wenn du so eine hübsche Melodie hast - warum sie nicht aufnehmen?
 
Experimente gabs auch: „London is burning“. Ein großartiger Schlepper.
Da dachten die Leute bei der Plattenfirma aber anders (lachte). Das alte Klischee, von dem Tom Petty in „Free Falling“ singt: Ich höre keine Single!
 
Spielen sie noch „Midnight Lady“?
Ja. Es ist derselbe Song, nur härter, mit einem sehr soliden Beat, einer heftigen Snare, nicht so einem Synthgeflüster.
 
Hatten sie an den Song geglaubt?
Er war catchy, aber eigentlich nicht mein Ding. Aber ich suchte nach einer Tür, um wieder reinzukommen ins Geschäft. Es war für einen „Tatort“, eine große Fernsehsache – was konnte das schaden. Und am Montag nach der ausstrahlung war „Midnight Lady“ schon ein richtiger Megaseller.
 
Wie war der Songwriter?
Dieter Bohlen? Ich kam im Studio ganz gut mit ihm zurecht. Er war ein großer Smokie-Fan und meiner Stimme. Ein sehr respektvoller Umgang.
Sonst nicht unbedingt seine Art.
 
Das weiß ich jetzt auch. Ich habe Sachen von ihm gesehen und die Leute reden so einiges. Wie waren die Sessions?
„Midnight Lady“ haben wir in einer Stunde gemacht, so schnell ging das. Ich kam mittags ins Studio, ich sang das Lied zweimal und dachte, ich wäre noch mitten im Soundcheck. Da war aber schon alles geritzt. Dann ging ich rüber in die Geschäftsstelle meines Verlags Warner-Chapell in Hamburg und bis ich dort war, hatten die schon einen Fahrradkurier mit der Aufnahme dorthin geschickt. Als ich ankam, hörten die bereits den Song und tranken Champagner.
 
Zu recht.
Der Song war ein richtiger Seller. Montags nach dem „Tatort“ gingen 100 000 Exemplare weg.
 
Dann kam das Album: „Some Hearts are Diamonds“.
Als ich das Album mit Dieter Bohlen machte, gerieten wir aneinander. Ich wollte alles nach einer Band klingen lassen, er nach Synthesizer. Und dann gings ums Liederschreiben: Er wollte alle Songs liefern. ich sagte: Nein, ich schreibe auch welche. Und wir kamen zum Kompromiß er fünf, ich fünf. Egal, ob gut oder schlecht, jeder fünf. Das ist keine Art, ein Album zu machen.
 
Aber es ermöglichte den Neustart von Chris Norman, all die guten Platten wie „Different Shades“ oder „The Interchange.
Das ist richtig.
 
1994 kam dann nochmal eine Bohlen-Single: „Wild Wild Angel“.
Noch ein „Tatort“-Song. Den hasse ich aufrichtig. Wenn ich auf meine Karriere zurück blicke gibts immer wieder solche Stellen wo ich sage: Wie konnte ich nur? Meistens war dann die Plattenfirma auf der Suche nach etwas, das „verkaufen“ konnte. und ich war dumm genug, dem Ansinnen zu folgen.
 
Sie waren ein Junge in den 50er Jahren. Liegen da Ihre musikalischen Wurzeln.
Ich liebe all dieses Zeug. ich war ein wirklich kleiner Junge, als ich anfing Musik zu hören. Ich hatte keine Brüder oder Schwestern, aber Cousins, die mich anfixten. Ich lebte bei meinen Großeltern und einer Tante. die Tante hatte vier Kinder, der jüngste Sohn meiner Großmutter war auch nur neun Jahre älter. Die hörten 1955 all den reinrassigen Rock‘n‘roll, Elvis und Buddy Holly. Und ich liebte das. Ich liebte und liebe alles ab dieser Periode: Bobby Vee, Lonnie Donegan. Und wie liebte ich Little Richards „Good Golly Miss Molly“, das ist der Song dem sich Smokies „Jet Lagged“ verdankt.
 
Wurden Sie von Zuhause ermutigt, Musiker zu werden?
Oh Nein. Und das, obwohl meine Eltern beide im Showbiz waren. Mein Vater war in den 30ern, 40ern und wieder in den 50ern in einer Truppe, die sich „The Four Jokers“ nannte, die ein wenig wie die englische Ausgabe der Marx-Brothers waren. Varieté, Vaudeville, Akrobatik. Die waren ziemlich bekannt. und meine Mutter begann als Tänzerin, Beinewerfen, wurde dann Sängerin. Als ich 1950 geboren wurde, ging meine Mutter zur Niederkunft ins Haus meiner Großeltern, dann kehrten beide in ihre Shows zurück. Deshalb verbrachte ich die ersten Jahre bei all den Cousins. Eigentlich müsste man meinen, dass meine Eltern meine Träume hätten fördern müssen. Aber nein: Du brauchst eine gute Schule, damit du ein Doktor oder ein Anwalt wirst. Als ich 15 war, wollte ich dann aber nicht mehr lernen. Sondern Musik machen.
 
Damals war das noch „Hottentottenmusik“.
Hottentotten. Exakt. (lacht)
 
Waren sie ein glückliches Kind.
Manchmal schon. Das heißt, ich wurde sehr geliebt von meinen Eltern, meiner Familie. Das Problem war nur, wir zogen oft um. Alle naslang eine andere Schule. Meine Mutter macht das bis heute. Sie ist 90 und erst vor einem halben Jahr wieder umgezogen. Das ging von Stadt zu Stadt. Ich war immer angekommen und schon wieder weg in anderer Umgebung, ohne richtige Freunde. Und zwar bis ich zwölf war, da wurden wir dann endlich sesshaft – in Bradford.
 
War die Band ein Ruhepunkt für dich?
Wir gaben uns definitiv Selbstvertrauen. Wenn man eine Zeitlang so ein Haufen Jungs ist – wir begannen ja als Teenager - dann hast du einander. Wir waren wie Brüder.. Und wenn du dann zum ersten Mal in einer großen Halle spielst, eine echt mulmige Sache, dann kannst du einander anschauen und siehst: Es geht uns allen so. Das „Wir“-Sein hilft. Und das wächst mit all den Sachen, die man gemeinsam durchmacht, wie mitten im Winter eine Panne zu haben und den Transporter durch den Schnee schieben zu müssenen. Die Band war ein echtes Band.
 
Wie man sich das seit den Beatles-Filmen vorstellt.
Und es nimmt einen Wunder, dass sich das eines Tages ändert. Passiert jeder Band. So muss es auch bei den Beatles gewesen sein.
Gab es je einen Plan B? Fürs normale Leben?
Ich hatte nie eine Vorstellung, was ich anderes machen sollte als Musik. Wenn alles zerbrochen wäre mit der Band, klar, dann hätte ich etwas gefunden. Aber ich hatte immer fest daran geglaubt, dass etwas aus uns werden würde. Irgendwie hätte ich wahrscheinlich auf andere weise meinen Lebensunterhalt als Musiker verdient, auch ohne die Hits. Ich war auf nichts anderes vorbereitet.
 
Wie ist Ihr Verhältnis zu Deutschland?
Deutschland war ein komplett fremdes Land für mich, als ich in den Siebzigern zum ersten Mal herkam. Ich hatte Englisch, Französisch und Latein in der Schule, ich konnte keinen Brocken Deutsch ausser „danke“ und „ja“. Damals waren die kulturellen Unterschiede größer als heute. Am Anfang fühlten wir uns wir Abenteurer. Am Ende waren wir hier erfolgreicher als in England. Nummer 5 in England, Nummer Eins in Deutschland. 3000 Leute in englischen Hallen, 10 000 in deutschen. Deutschland wurde unser Hauptmarkt. Wir kamen immer öfter, das Land wurde immer vertrauter. Und heute ist es meine zweite Heimat, ich kenne viele Leute, habe Freunde hier. Zwar spreche ich immer noch nicht fließend Deutsch, aber das liegt daran, dass jeder Deutsche heute ein gutes Englisch kann und ganz höflich sofort ins Englische umschaltet, wenn er meine Herkunft bemerkt.
 
Sechzig, siebzig Jahre in die Zukunft gedacht, an was sollen sich die Leute später beim Namen Chris Norman erinnern?
Ich bezweifle (lacht) dass dann überhaupt noch jemand weiß, wer ich war und was ich gemacht habe. Nicht viele Leute „überleben“ so lange nach ihrem Tod, Leute wie Winston Churchill oder Queen Victoria schon. Ja, klar, der große Beethoven. Ein junger Mann fragte mich mal, ob ich gern Autogramme gebe. Er hielt sie für wertvoll, ich bezweifelte das. Er fragte mich ob ich selbst Autogramme hätte. Ich sagte: Zwei: eins von Bobby Charlton, einem Footballspieler, von dem er mit Sicherheit nie gehört hätte und eins von Bing Crosby. Ich dachte er sagt jetzt: Wow, Bing Crosby. Aber er sagte: Bing wer? Naja, und wenn der große Bing Crosby nicht mal die 30 Jahre nach seinem Ableben im Bewusstsein bleibt, wo soll ich dann sein in 60 Jahren. Aber bitte, wenn man sich denn doch an mich erinnert, dann an einen Musiker, der ein ernsthafter Musiker war, der auch Gutes gemacht hat und der immer gute Absichten hatte.
 
 
QUELLE: www.freiepresse.de
 
 
 
 
 
 





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